Mit Dem Dritten Sieht Man Besser: Triaden Und Triangulierung in Der Beratung

Leben und Arbeit werden in der heutigen Zeit immer komplexer. Während lange Zeit vieles im Lebens- und Berufsweg vorgezeichnet und sicher erschien - die Ehe galt meist wirklich bis zum Tod, man blieb in seinem Geburtsort und verbrachte sein Arbeitsleben bei einem einzigen Unternehmen -, ist heute nichts mehr sicher: Ehen werden geschieden, befristete Arbeitsverträge und nichtlineare Berufsbiografien sind an der Tagesordnung genauso wie mehrfache Umzüge. Das moderne Leben fordert seinen Preis und stellt neue Herausforderungen an den Einzelnen, die er oder sie unterstützt durch Beratung meistern will. Was braucht eine gute Beratung, um das zu leisten? Triaden und Trangulierung.

In Beratung und Supervision verschränken und spiegeln sich lebensweltliche, arbeitsweltliche und beraterische Triaden. Stefan Busse und Erhard Tietel zeigen in ihrer Einführung, dass gelingende Beratung bedeutet, die Ratsuchenden in ihren triadischen Verhältnissen zu stärken und ihre trianguläre Kompetenz zu entwickeln. Dazu müssen Beratung und Supervision selbst einen »triangulären Raum« etablieren, weil sich erst durch das Dritte Reflexion und Reflexivität entfalten können. Beraten heißt dabei immer, »stellvertretende Triangulierung« zu leisten. Durch sie wird Einsicht in wichtige lebens- und arbeitsweltliche Triaden erzeugt. Das trägt dazu bei, dass der Komplexität von Leben und Arbeit mit mehr Resonanz, Dezentrierungsfähigkeit und Ambivalenztoleranz begegnet wird. Die Ratsuchenden erhalten mehr Klarheit über eigene Positionen, können Differenzen eher überbrücken und sind mehr in der Lage, Dissens aus- bzw. zu ertragen: Ihnen ist geholfen.