Werthers Freitod

Die Autorin beschreibt in diesem Buch das Phnomen der Selbstttung in Goethes Werther" und bei seinen dramatischen Nachfolgern. Im Vordergrund steht die ausfhrliche Analyse der suizidalen Entwicklungen Werthers, Klingers Helden aus Otto", dem Leidenden Weib", der Neuen Arria" und den Zwillingen", Maler Mllers Golo und Genoveva", Wagners Reue nach der That" sowie Leisewitzens Julius von Tarent".Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass Goethe den Freitod beziehungsweise die destruktive Veranlagung und Entfaltung seiner Titelfigur nach einem bestimmten Modell konzipiert hat: Werther durchluft einen innerseelischen Zerstrungsprozess", der sich aus zehn Phasen zusammensetzt und der unweigerlich mit dem Suizid endet.Der Vergleich mit Werthers literarischen Leidensgenossen offenbart, dass sie sich alle sehr hneln: Die Autoren haben ihre Figuren smtlich rebellisch und sozialkritisch konzipiert. Alle Protagonisten sind durch ihre bis zum Rausch gesteigerte Gefhlsintensitt melancholische Einzelgnger, deren tdliche Schwche von Beginn an sichtbar wird. Nahezu exhibitionistisch stellen sie ihren Schmerz zur Schau, kurz vor dem finalen Schritt bemchtigt sich die Todesbegeisterung aller Helden. Ihre emotionale und krperliche Selbstaufgabe ist am Ende dieses Prozesses daher keine Verzweiflungstat, sondern eine berlegte und freiwillige Vernichtung des eigenen Lebens. Mit dem Suizid berufen sie sich ein letztes Mal auf ihr Selbstbestimmungsrecht. Sie nehmen sich das Recht und die Freiheit, selbst ber ihr Leben zu verfgen und suchen im Tod die Freiheit.