Das Selbstverstndnis der gallo-rmischen Oberschicht

Die vorliegende Studie fragt nach dem Selbstverstndnis der gallo-rmischen Oberschicht in der zweiten Hlfte des 5. bis zum Ende des 6. Jahrhunderts. In dieser Zeit der Neuordnung Galliens zwischen Imperium Romanum und der Bildung der Reiche der Visigoten, Burgunder und Franken gingen alte Gewissheiten verloren und neue entstanden, die Verfgungsmacht ber materielle und immaterielle Ressourcen wechselte, Vorstellungen und Wahrnehmungsmuster nderten sich. Diese Dynamik spiegelt sich auch in der Vernderung des kulturellen, sozialen und politischen Wissens ber die eigene gesellschaftliche Gruppe wider. Die rmische Oberschicht Galliens erscheint trotz der Umwlzungen jedoch keineswegs rckwrtsgewandt oder konservativ. Vielmehr zeigten sich schon die epistolographischen bergangsrmer des 5. Jahrhunderts pragmatisch in Bezug auf ihr Selbstverstndnis, das im Verlauf der Untersuchungszeit hybride Formen annahm und schlielich lediglich latent weiterexistierte. Bei diesem Prozess wurde die romanitas von der Oberschicht zunehmend nicht mehr als ethnisch konnotiert wahrgenommen oder im historischen Diskursraum auf diese Weise dargestellt.