Habit und Habitus

Der Renaissance-Humanismus und die klsterliche Welt des spten Mittelalters stehen in einem ambivalenten Verhltnis zueinander. Je nach Blickrichtung wird in der Forschung entweder Trennendes hervorgehoben oder auf Synergien von Klosterreform und humanistischer Bildung hingewiesen und dabei gesttzt auf wenige Einzelflle ein eigenstndiger 'Klosterhumanismus' betont. Harald Mller untersucht die aktive Teilhabe von Mnchen am Humanismus. Im Gegensatz zur traditionell literaturgeschichtlich ausgerichteten Forschung, die auf eine Bilanz humanistischer Einflsse in den Werken zielt, entwirft er anhand der Briefkontakte zwischen Mnchen und ausgewiesenen Humanisten ein Bild von der Verankerung der Mnche im Humanismus. 'Die Humanisten' sind eine Gemeinschaft, die sich im Gesprch ber humanistische Themen und in einer Sprache, die nach gemeinsamen Stil-Idealen geformt ist, immer wieder neu konstituiert. Auch Mnche sind in diese Korrespondenzgemeinschaft integriert, doch geraten sie bei der bernahme des humanistischen Habitus schnell in grundstzliche Konflikte mit den Normen des Klosterlebens. Anhand der Analyse ausgewhlter Briefwechsel werden Verlufe, Inhalte und Grenzen der Teilhabe von Mnchen an der kulturellen Welt der Humanisten im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert anschaulich prsentiert. Zugleich wird damit ein neuartiger Zugang zum Gesamtphnomen 'Humanismus' gewonnen, welcher der sozialen und inhaltlichen Dynamik dieser Bildungsbewegung in besonderer Weise gerecht wird.