Die Gerechtigkeit der Tora im Reich des Messias

Der vorliegende Band widmet sich einer umstrittenen Frage der Theologie des ersten Evangeliums. Ausgangspunkt ist der zentrale Text Mt 5,17-20, der nicht ohne die dazugehrenden Verse 13-16 verstanden werden kann. In ihm stellt der Evangelist programmatisch sein Verstndnis der Tora in der Zeit der Erfllung dar, die mit dem Wirken Jesu begonnen hat. Als Sohn Davids ist Jesus derjenige, der die biblischen Erwartungen und Hoffnungen auf eine eschatologische Gerechtigkeit "erfllt". Wenn aber der Messias den Weg der Gerechtigkeit erffnet hat, dann ist die Frage zu klren, welche Funktion der Tora in dieser heilsgeschichtlich neuen Epoche zukommt. Matthus stellt sich dieser Aufgabe, indem er das Verhltnis von Gerechtigkeit, Tora und Messias aufgrund seiner biblisch-theologischen Reflexion des Christusereignisses neu bestimmt, wobei dem Messias als Sohn Davids die entscheidende Funktion zur Herauffhrung der Gerechtigkeit zugeschrieben wird. Die Tora wird in die "Gebote Jesu" transformiert und behlt ihre Relevanz fr die christliche Gemeinde einzig in dieser Gestalt und aufgrund seiner Autoritt. Das Ziel der neuen eschatologischen Gerechtigkeit ist das Hineinbringen aller Vlker in das Reich Gottes. So kann die Bergpredigt in bereinstimmung mit dem Gesamtkontext des ersten Evangeliums als Anleitung zu einer missionarischen Jngerexistenz gelesen werden. Damit erffnen sich zahlreiche neue Verstndnismglichkeiten, die es erlauben, Matthus als dezidiert christologisch argumentierenden und heilsgeschichtlich orientierten Theologen wiederzuentdecken.