In der Tugend ausgeschweift

Vermutlich wird, wenn es um die Erzhlung Michael Kohlhaas geht, keine Textstelle fter zitiert als der erste Satz, der den Protagonisten als einen der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit" charakterisiert. - Es sind die vielen Widersprche, die Kleists Erzhlung so besonders und eine Deutung so schwierig machen. Diese Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit den Widersprchen von Kleists meisterhafter Erzhlung. Viele gngige Interpretationen und Wertungen ber den Protagonisten ignorieren die Widersprchlichkeiten und kommen so zu Urteilen, die als willkrlich und selektiv zurckzuweisen sind. Besonderes Augenmerk liegt auf der Aussage, Kohlhaas sei in der Tugend ausgeschweift. Gemeint ist dabei die Tugend der Gerechtigkeit, die normalerweise kein berma zulsst. Gerechtigkeit ist das zentrale Thema der Erzhlung und deswegen auch dieser Arbeit, die Aristoteles' Tugendethik zu Rate zieht, um zu erklren, warum Kohlhaas die Verwirklichung der Gerechtigkeit, die er mit allen Mitteln anstrebt, selbst verhindert.