Das Gesetz zur Verhtung erbkranken Nachwuchses

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nationalsozialismus, II. Weltkrieg, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universitt Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Unser Rechtswesen muss in erster Linie der Erhaltung der Volksgemeinschaft dienen. Die Unabsetzbarkeit der Richter auf der einen Seite muss die Elastizitt der Urteilsfindung zum
Zwecke der Erhaltung der Gesellschaft entsprechen." So fiel am 23. Mrz 1933, also noch im Anfangsstadium der nationalsozialistischen Machtergreifung, in einer Rede vor dem Reichstag das Urteil des amtierenden Reichskanzler Adolf Hitler ber das zuknftige Verhltnis von Justiz und Politik aus. Die vorliegende Arbeit will sich mit diesem Verhltnis speziell in Hinblick auf die nationalsozialistische Erbgesundheitspolitik beschftigen.
Vergleicht man hierbei die Vorgehensweise des nationalsozialistischen Regimes auf den beiden erbhygienischen Feldern der Verhtung und der Vernichtung unwerten" Lebens, so
fllt in erster Linie die offensichtlich grundverschiedene rechtliche Vorgehensweise ins Auge. Bereits wenige Monate nach der nationalsozialistischen Machtergreifung erlie das Regime das Gesetz zur Verhtung erbkranken Nachwuchses" (GzVeN), das die Zwangssterilisation als erbkrank bezeichneter Individuen gesetzlich normierte. Die als Euthanasie" euphemistisch camouflierte Aktion der Vernichtung unerwnschten Lebens hingegen wurde ohne gesetzliche Grundlage und nur auf Basis eines entsprechenden Erlasses Adolf Hitlers durchgefhrt.
Whrend also das eine Gebiet, die Verhtung erbkranken" und so fr die Volksgemeinschaft als unntz erachteten Lebens scheinbar vollkommen auf dem Boden des nationalsozialistischen (Un-)Rechtssystems stand, wurde die Vernichtung unwerten" Lebens in einem Graubereich des nationalsozialistischen Rechts durchgefhrt. Legt man Ernst Fraenkels Theorie des nationalsozialistischen Doppelstaates einer Analyse dieser beiden erbgesundheitsbiologischen Topoi zu Grunde, so kann