18561859

Der kulturelle Wandel im Zuge des Second Empire hatte binnen weniger Jahre auch im Leben Meyerbeers tief greifende Spuren hinterlassen: Die Opra als neben dem preuischen Hof zentrale Institution seines bisherigen Schaffens war in einer dauerhaften Krise und erforderte neue knstlerische Wege im Ringen um den Erfolg, den der Komponist noch am Lebensabend als tgliche Herausforderung empfand. Mit bewundernswerter Wachheit registrierte er den Machtverlust alter Weggefhrten, den Geschmackswandel auf dem Gebiet des Musiktheaters, der auch ihm bemerkenswert zu schaffen machte, und versuchte die neuen gesellschaftlichen Krfte und knstlerischen Strmungen zu orten. Das fr Meyerbeer persnlich wichtigste Ereignis in den Jahren 1856 bis 1859 ist ohne Frage die Vollendung und Urauffhrung seiner Opra comique Le Pardon de Plormel, die unter dem spteren Titel Dinorah populr wurde. Noch einmal, zum letzten Mal, war es Meyerbeer vergnnt zu erleben, wie die Opernhuser um die Auffhrung dieses Werkes rangen. Noch einmal auch war er, wohin immer er kam, ein gefeierter Star und wurde mit allen nur erdenklichen Ehrungen berhuft. In Italien - dort hielt er sich 1856 mehrere Monate auf - wurde er im Grunde erst entdeckt. Und dennoch: Meyerbeer sprte, da man ihn nun zu den "Alten" zhlte, da eine neue Generation mit Verdi und Wagner an ihrer Spitze nach oben drngte und ihm den Platz als berhmtester Opernkomponist der Zeit nicht nur streitig zu machen versuchte, sondern dies tatschlich auch zunehmend tat. Der vorliegende Band spiegelt diese wichtige Etappe der Knstlerbiographie Meyerbeers in allen ihren Aspekten wider, darber hinaus facettenreich den gesamteuropischen Kulturwandel primr auf dem Gebiet der Musik. Die in diesem Band edierten und eingehend kommentierten Briefe und Tagebcher knnen ohne bertreibung als seismographisch genaue Reflexe eines intimen Kenners der Materie gelten, als Zeugnisse aus erster Hand. Wie stets geben die Dokumente einen faszinieren Einblick in das Alltagsleben damaliger Zeit: Reisen inklusive Sightseeing und Badekur, Vermgensbildung und -verwaltung, Verlag und Vermarktung, zuerst und vor allem aber in die Presse als dem ffentlichkeitsmedium schlechthin. Die Ausgabe erschliet die umfangreiche Korrespondenz (darunter mit herausragenden Persnlichkeiten des ffentlichen Lebens sowie im Bereich von Kunst und Wissenschaft), die Tagebcher und Taschenkalender vollstndig und in historisch-kritischer Edition. Der umfangreiche Kommentar enthlt die zum Verstndnis ntigen Hintergrundinformationen zu den erwhnten Personen, Kunstwerken und angesprochenen Themen.