Unzuverlassige Erzahlformen im US-amerikanischen Kino der Jahrtausendwende

Magisterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1,7, Freie Universitt Berlin (Theaterwissenschaft/Filmwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Phnomen des unreliable narrators / unzuverlssigen Erzhlers selbst ist kein Novum in der Filmgeschichte und lsst sich bis in die Stummfilmzeit zurckverfolgen . Nur handelte es sich dabei um verein-zelte Sonderflle. Die emprten Publikumsreaktionen auf Hitchcocks Film STAGE FRIGHT (USA 1950) , in der eine Lge des Protagonisten in Bildern manifestiert wurde, belegen das Vertrauen des Zuschauers in das Bild als ein objektives und authentisches Abbildungsmedium. Unter diesem filmgeschichtlichen Blickwinkel stellt diese auffllige Hufung von Filmen mit einem unzuverlssigen Erzhler zwischen 1995 und 2001 ein Novum dar und weckte mein Forschungsinteresse. Warum werden diese so unkonventionell und komplex erzhlten Filme mit dem eher abwertenden Begriff unzuverlssig" erzhlt eingestuft? Gerade das unbemerkte Belgen" und Tuschen" des Rezipienten verlangt eine hohe Intelligenz und Kunstfertigkeit im Fabulieren.
Ein weiterer interessanter Aspekt dieser Filme ist, dass die unzuverlssige Erzhlperspektive nicht nur der Hervorhebung erzhlerischer Finesse dient, sondern in den meisten Fllen kongeniales Ausdrucksmittel der Identittskrise der berwiegend mnnlichen Hauptfiguren ist. Das Subjekt selbst ist unzuverlssig" und auf der Suche nach dem eigenen Ich". Die Fremdtuschung des Rezipienten grndet sich auf der Selbsttuschung des Protagonisten, die den Rezipienten zugleich zum kritischen Hinterfragen der eigenen Wahrnehmung auffordert. Dies fhrt zu einem nchsten lohnenswerten Untersuchungsgegenstand dieser Filme: dem Status der Bilder. Ben die Bilder ihre Qualitt als evidentes, objektives Abbildungsmedium vollends ein und werden nach Jean Baudrillards Theorie zu Simulakren, die auf keine Realitt mehr verweisen, sondern in stndiger Zirkulation eine Hyperrealitt" kreieren (Vgl.