Kontingenz und Zufall in den altislndischen Knigssagas

Die altislndischen Knigssagas sind einzigartige Erzhlungen ber Entstehung und Etablierung des skandinavischen Knigtums von mythischen Anfngen bis um 1200. Sie erzhlen aber keine gradlinige Erfolgsgeschichte, sondern beschftigen sich auch mit Zufllen und Unwgbarkeiten der nordischen Geschichte und betonen die Kontingenz historischen Geschehens. Die Entstehung dieser Sagas ab dem 13. Jahrhundert rckt sie in den Kontext bedeutsamer Entwicklungen in Kontinentaleuropa. Dazu zhlen die Wiederentdeckung aristotelischer Schriften, die Trennung von Philosophie und Theologie, die Kreuzzge sowie die Herausbildung einer neuen Form der fiktionalen Literatur. Die Frage nach den treibenden Krften historischer Entwicklung erhielt in diesem Milieu einen vormals ungekannten Stellenwert und Kontingenz und Zufall wurden zu einem zentralen Streitthema. Vor diesem Hintergrund prsentiert die vorliegende Studie eine umfassende Neulesung der Knigssagas als Krisenliteratur. Sie argumentiert fr die mentalittsgeschichtliche Bedeutung von Unbestimmtheitsphnomenen in altislndischer Literatur und stellt Mglichkeiten und Grenzen narrativer Sinngebung zur fachbergreifenden Diskussion.