Eigeninteresse oder Solidaritt

Die Bedeutung der Familie fr die Gesellschaft wird seit langem intensiv diskutiert. Um die Lage der Familie in Deutschland zu beschreiben, wur den im Auftrag des Bundesministeriums fr Familie und Senioren (BMFuS)
Familiensurveys in West- und Ostdeutschland (1988 und 1990) durchge fhrt (vgl. dazu Bertram 1991, 1992). Beide Umfragen zeigten, da das Fa milienleben im Alltag der Befragten eine grere Rolle spielt, als es skepti sche
Betrachtungen ber die schwindende Bedeutung der Familie erwarten lassen. Insbesondere Linienverwandte (Groeltern, Eltern, Kinder, Enkel) sind in ein Geflecht von wechselseitigen Beziehungen und Leistungen ein gebunden. Eine
unerwartet wichtige Rolle spielen Mehrgenerationenkon stellationen, die aber nicht identisch mit Mehrgenerationenhaushalten sind (vgl. Bien u. Marbach 1991). Um detailliertere Informationen ber das Le ben in Familien mit
mehr als zwei lebenden Generationen zu erhalten, wur de deshalb eine Zusatzuntersuchung an Mehrgenerationenfamilien durch gefhrt, ebenfalls untersttzt vom BMFuS. Der vorliegende Band stellt erste Ergebnisse der Umfrage
unter Mehrge nerationenfamilien vor. Die Untersuchung wurde vom Deutschen Jugendin stitut geplant und ausgewertet. Fr die Feldarbeiten, die Ende 1990 durch gefhrt wurden, zeichnet die Firma INFRATEST verantwortlich.
Befragt wurden 1285 Personen aus drei verbundenen Generationen. Die zugrunde gelegte Sicht der Familie als Netzwerk von gelebten Beziehungen erffnet ein differenzierteres Bild des Zusammenlebens als die herkmmliche Be
schreibung von Familienhaushalten.