Die Konstruktion des Feindes

Inhaltlich unvernderte Neuauflage. Mit dem Satz, die Welt ist voller Feinde", beschrieb Kaiser Wilhelm II. eine geostrategische Situation, in der die internationalen Beziehungen durch die Polaritt Freund-Feind bestimmt waren. Aus einer heutigen Perspektive scheint dieser Satz von seiner Gltigkeit noch nichts verloren zu haben. berall in der Welt gibt es Feinde. Die Kultur versorgt uns mit vielen Mitteln entweder unsere Feinde zu kreieren oder den Zirkel unserer Feindschaften zu erweitern. berall auf der Welt gibt es Feinde: Eigene Feinde, die man - wenn es ntig ist - bekmpft, Feinde unserer Freunde, die man - das diktiert die Maxime - in einem automatischen Zug zu eigenen Feinden macht, und Feinde der Feinde, die - wegen ihrer Feindschaft zu unseren Feinden - zu Freunden werden. Vor allem in unseren fiktiven Welten, ist der Feind von grundlegender Bedeutung. Mythen, Mrchen, Politik, Kino, Spiele etc. aktualisieren immer aufs Neue das ewige Duell zwischen Gut und Bse, zwischen Freund und Feind. Auf diese Polaritt kommt es immer darauf an, wenn eines unserer Basissysteme z.B. das Identittssystem ins Schwanken gert. Der Spruch Wilhelm II. kann auf viele unserer Welten erstreckt werden: Unsere Welten sind voller Feinde", knnte sein berhmt gewordener Satz umformuliert werden. Die Idee des Feindes wird desto dramatischer, je mehr sie in der Welt der Realitt an Boden gewinnt.