Der teutsche Michel und der roemische Papst

Eine Zensur findet nicht statt, diesen Passus aus der Weimarer Verfasssung gab es im Kaiserreich nicht, obwohl die Vorzensur fr Druckerzeugnisse schon 1848 abgeschafft worden war. Dafr gab es eine umso schrfere Nachzensur, denn die Staatsanwaltschaft konnte gegen verffentlichte Schriften prozessieren. Und sie tat es grndlich wegen Gotteslsterung und Beschimpfung religiser Einrichtungen, wegen Verbreitung unzchtiger Schriften und Bilder und vor allem wegen Majesttsbeleidigung. Der Mnchener Irrenarzt Oskar Panizza, der sich in seinen Schriften heftig gegen Deutschtmelei, Obrigkeit und Kirche auflehnte, bekam diese Hrte des Gesetzes mehrfach zu spren. Sein Buch Der teutsche Michel und der rmische Papst wurde verboten, fr Das Liebeskonzil, eine bissige Parodie auf die Heilige Familie und das Papsttum wurde Panizza zu Zuchthaus verurteilt. Seine Werke finden sich als Remota im Giftschrank der Bayerischen Staatsbibliothek, Mnchen unter Verschluss, so auch die Vorlage fr diesen Reprint. Nach weiteren ketzerischen Verffentlichungen wurde Panizza fr geisteskrank erklrt, entmndigt und 1905 in eine Irrenanstalt gebracht.