Carl Peters' Griff zum oberen Nil

An Carl Peters (1856-1918) als Gestalt der deutschen Kolonialgeschichte schieden sich die Geister seiner Zeitgenossen. Den einen wurde er zum "Hngepeters", weil er als Reichskommissar am Kilimandscharo in eigener Machtvollkommenheit Schwarze hatte hngen lassen, die anderen verehrten ihn als Grnder von Deutsch-Ostafrika und als Kolonialhelden. Als Heldenfigur berlebte er, als Deutschland seine Kolonien verloren hatte, in Denkmlern, Straennamen und im Film - eine Hinterlassenschaft, von der man sich seit 1945 in einem heute noch nicht beendeten Prozess zu trennen begann.
Als Ruhmredner in eigener Sache kam Peters mit einem reich bebilderten Prachtband ber seine auf kolonialen Zugewinn angelegte Emin-Pascha-Expedition (1889/90) heraus, die ins Innere Afrikas fhrte, eine Blutspur hinterlie und keines ihrer Ziele erreichte. Er stellt sich hier als genialer Fhrer dar, bereit fr grere Aufgaben in einer kolonialpolitschen Laufbahn (erhielt aber nur den untergeordneten Posten des Reichskommissars am Kilimandscharo). Einziger Weier an Peters' Seite war bei der etwa 100-kpfig aufgebrochenen Emin-Pascha-Expedition der Leutnant Adolf von Tiedemann, der ebenfalls einen umfangreichen bebilderten Bericht verffentlichte, seinen Verdienst allerdings nur darin sah, aus den ihm anvertrauten schwarzen Trgern mit Hilfe der Nilpferdpeitsche halbwegs anstndige Menschen gemacht zu haben.
Beide Berichte, ineinander verwoben und komprimiert, versehen mit vielen Bildern, zeigen die Verbindung eines gefhrlichen Megalomanen mit einem, wenn auch mit zunehmender Erfahrung nicht unkritischen, so doch loyalen Mitlufer. Arrangiert wird dies durch eine unsichtbar bleibende Erzhlinstanz, auf die nicht verzichtet werden kann, weil zum Verstndnis notwendige Informationen eingeflochten werden mssen. Und so, wie bei Peters Gesprchssituationen mit wrtlicher Wiedergabe von Gesprchen offenbar frei erfunden sind, verfhrt bisweilen auch die unsichtbare Erzhlinstanz. Unsichtbar bleibt